"Frauen machen Männel"

Eine Sonderausstellung des Sächsischen Museums für Volkskunst erkundet den weiblichen Anteil an der künstlerischen Holzverarbeitung

von Antje Reppe

Holzverarbeitung – ob als Hobby oder Beruf – ist weitestgehend männlich kodiert. Ausgehend von diesem Befund geht die aktuelle Sonderausstellung „Frauen machen Männel“ des Museums für Sächsische Volkskunst der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden auf Spurensuche nach Frauen in diesem Handwerk; in Ihren eigenen Beständen und mit Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand hinaus.

Auguste Müller bei der Arbeit, Ausstellung: "Frauen machen Männel", Sächsisches Museum für Volkskunst, Foto: Antje Reppe

Auguste Müller bei der Arbeit, Ausstellung: "Frauen machen Männel", Sächsisches Museum für Volkskunst, Foto: Antje Reppe

 

Die figürliche Holzbearbeitung, umgangssprachlich auch das „Männelmachen“ genannt, hat im Erzgebirge seit Jahrhunderten Tradition. Der Facettenreichtum trotz regionaler Einzigartigkeit, die Weitergabe und auch die Weiterentwicklung der Kulturpraxis des erzgebirgischen Kunsthandwerks haben dieser den Titel des Immateriellen Kulturerbes beschert. Dass Frauen in diesem Handwerk vertreten und anerkannt sind, ist heute selbstverständlich. Doch noch im 20. Jahrhundert war dies nicht allerorts gegeben: es mangelte nicht an Arbeit, wohl aber an Sichtbarkeit. Nicht selten sind die Arbeiten stellvertretend unter dem Namen des Ehemannes erschienen oder lediglich mit einem Kürzel versehen, was eine Zuordnung und somit auch eine Würdigung erschwert bis unmöglich macht.

Ernestine Thile bei der Arbeit, Ausstellung: "Frauen machen Männel", Sächsisches Museum für Volkskunst, Foto: Antje Reppe

Ernestine Thile bei der Arbeit, Ausstellung: "Frauen machen Männel", Sächsisches Museum für Volkskunst, Foto: Antje Reppe

 

Die Sonderausstellung richtet ihren Blick daher dezidiert auf Frauen, die in Sachsen figürlich mit Holz arbeiteten oder noch gestalterisch aktiv sind. Aus der historischen Perspektive – vorrangig Frauen in der traditionellen Heimarbeit im Erzgebirge – weitet sich der Blick auf zeitgenössische Positionen. In Einzelporträts führt die Ausstellung von Auguste Müller (1847-1930) aus dem 19. Jahrhundert zu Friederike Curling-Aust (geb. 1976) in die Gegenwart: geschickt und ästhetisch arrangiert an Tischen, welche die heimische Werkstätte versinnbildlichen – mit Raum für künstlerische Impressionen und biografische Kontextualisierung.

Exponat zu Elfriede Jahreiß, Ausstellung: "Frauen machen Männel", Sächsisches Museum für Volkskunst, Foto: Antje Reppe

Exponat zu Elfriede Jahreiß, Ausstellung: "Frauen machen Männel", Sächsisches Museum für Volkskunst, Foto: Antje Reppe

Exponat zu Margarete Junge, Ausstellung: "Frauen machen Männel", Sächsisches Museum für Volkskunst, Foto: Antje Reppe

Exponat zu Margarete Junge, Ausstellung: "Frauen machen Männel", Sächsisches Museum für Volkskunst, Foto: Antje Reppe

 

Die Ausstellung ist ein Gewinn, nicht nur für die Besuchenden, auch für das Museum selbst: Die Arbeit an ihr schärfte den Blick auf die eigenen Bestände, fehlerhafte Verzeichnungen konnten ausfindig gemacht und korrigiert werden. Durch museale Forschung und Resonanz von Besuchenden bzw. Angehörigen konnten sogar gänzlich neue Informationen zu Künstlerinnen erhalten werden, resümiert die Direktorin Kathi Loch.

 

Skizzen und Werkstücke von Friederike Curling-Aust, Ausstellung: "Frauen machen Männel", Sächsisches Museum für Volkskunst, Foto: Antje Reppe

Skizzen und Werkstücke von Friederike Curling-Aust, Ausstellung: "Frauen machen Männel", Sächsisches Museum für Volkskunst, Foto: Antje Reppe

 

Noch bis zum 19. Oktober ist die Ausstellung zu sehen. Wer sich darüber hinaus über die Tradition und auch die Weiterentwicklung und Vernetzung des Kunsthandwerks aus dem Erzgebirge informieren möchte, dem sei nicht nur ein Blick in das Bundesweite Verzeichnis für Immaterielles Kulturerbe empfohlen, sondern auch ein Besuch in Seiffen und Umgebung, beispielsweise zum Spielzeugmacherfestival.

 

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